Gott fürchten?
- Rainer Harter
- 17. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Manche Ereignisse der vergangenen Monate lassen mich über etwas nachdenken, dass - ähnlich wie das Thema der Heiligkeit Gottes - in unseren Kirchen und Gemeinden heutzutage kaum noch Inhalt der Verkündigung ist:
Gottesfurcht.
Gestern stieß ich dann im Rahmen meines Bibelleseplans, am Ende des Buches Prediger auf eine Aussage des weisen Verfassers, mit denen er seine unterweisenden Worte wunderbar zusammenfasst:
Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn das [soll] jeder Mensch [tun]. Pred.12,13
Dieses Fazit hat mich näher hinschauen lassen:
Im Alten Testament wird Gottesfurcht vor allem als eine tiefe Ehrfurcht, als Respekt und Gehorsam gegenüber dem allmächtigen und heiligen Gott verstanden. Gottesfurcht ist der Ausgangspunkt für Weisheit und Erkenntnis („Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“, Spr 9,10) und drückt sich in der Befolgung von Gottes Geboten aus.
Bei der Furcht Gottes geht es allerdings nicht - wie oft fälschlicherweise angenommen - primär um die Angst vor Bestrafung, sondern vielmehr um das Resultat einer innigen Beziehung zu Gott, in der der Mensch Gottes Größe, seine Gerechtigkeit und seine Heiligkeit anerkennt und dementsprechend handelt.
Im Neuen Testament wird dieses Verständnis weiterentwickelt: Die Gottesfurcht bleibt wichtig, wird jedoch durch die Offenbarung der Liebe und Gnade Christi ergänzt, die dazu motivieren, ein Leben in Gehorsam und Nächstenliebe zu führen. Gottesfurcht wird nicht allein als Angst vor Strafe verstanden, sondern als eine respektvolle, hingebungsvolle Reaktion auf Gottes liebevolles Handeln.
Als wir im Gebetshaus vor kurzem in einer Gebetsstunde mit dem Format „Lobpreis mit der Bibel“ Spr.14,27 beteten und sangen, wurde mir wieder deutlich, welcher Lebensschatz sich in der Furcht Gottes finden lässt:
„Die Furcht des HERRN ist eine Quelle des Lebens, um die Fallen des Todes zu meiden.“
Ein biblisches Verständnis der Gottesfurcht und ihre Anwendung im persönlichen Leben engt demnach nicht ein, sondern das Gegenteil ist der Fall: Sie belebt und beschützt den Gottesfürchtigen.
Während in der Postmoderne die persönliche Freiheit in der Hoffnung darauf, dass wir durch sie zu einem erfüllten Leben finden, fast kultisch erhoben und verteidigt wird, obwohl das Erhoffte nicht eintritt, spricht das Wort Gottes von einer wahrhaft befreienden Lebensführung, die uns sogar vor Schaden bewahrt.
Grenzenlosigkeit führt immer zu Verletzungen, Missbrauch und Selbstverlust. Die Furcht Gottes dagegen verhilft uns zu gesunden Grenzen, die ein Land der Schönheit umfassen, in dem all das zu finden ist, was wir brauchen. Sie bewahrt uns vor schädlichen Einflüssen und Versuchungen und gibt uns Heimat in den guten Geboten Gottes, die er gegeben hat, weil er uns kennt und möchte, dass es uns gut geht.
Wer Gottes Gegenwart sucht und seine Werte bewusst annimmt, wird bestrebt sein, verantwortungsbewusst zu handeln. Diese innere Haltung fördert Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein, Integrität und eine kritische Reflexion des eigenen Handelns – Eigenschaften, die nicht nur das persönliche Leben stabilisieren, sondern auch das zwischenmenschliche Miteinander stärken. Durch die Orientierung an den göttlichen Geboten wird zudem der Blick für das Wesentliche geschärft, was in einer Welt voller Ablenkungen und Hetze zu einem wesentlichntlich entspannteren Leben beiträgt.
Ich bin gerne ein gottesfürchtiger Mensch.
Ob der Begriff nun veraltet klingt oder nicht: Was für mich dahinter steht, ist erstens der Glaube an einen Gott, der größer und herrlicher ist als meine Vorstellungskraft und zweitens das Vertrauen ihm gegenüber, dass er es gut mit mir meint und besser als ich weiß, was gut für mich ist
Ich erlebe Gottesfurcht als befreiend. Von Herzen wünsche ich dir dieselbe Erfahrung.
Alles Liebe. Rainer
Comments