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Jesus25 - Ein Rückblick


Vom vergangenen Mittwoch bis Samstag fand im Konferenzzentrum Langenstein-bacher Höhe in Karlsbad die Konferenz „Jesus25“ statt.


Die Idee zu dieser Konferenz entstand im Anschluss an das Symposium „Verbindende Glaubensschätze“, zu dem die Evangelische Allianz Deutschland im Dezember 2022 eingeladen hatte.


Auf dem Symposium durfte ich damals einen Vortrag über das große Glaubens-bekenntnis (Nicäno-Konstantinopolitanum) halten, welches auch bei Jesus25 eine Rolle spielte.



Reinhard Spincke, Bundessekretär des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, und Dr. Markus Till, Laientheologe und Autor, taten sich anschließend an die Tage des Symposiums in Bad Blankenburg zusammen und entwickelten - schnell mit einem wachsenden und breit aufgestellten Kreis von Theologen und christlichen Leitern - das Konzept für die Jesus25-Konferenz.


Ich konnte diese Entwicklungen beobachten und war gespannt, wie die Konferenz tatsächlich ablaufen würde. Nun liegt sie hinter uns und ich möchte meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen teilen.



Wer mich kennt, der weiß, dass ich auf der Basis eines gemeinsamen christozentrischen Glaubens und der Verankerung in Gottes Wort mit Vertretern zahlreicher Konfessionen, Denominationen und christlicher Bewegungen zusammenarbeite. Das Bewusstsein, dass wir gemeinsam zur weltweiten Braut Jesu gehören, motiviert mich immer wieder neu, Brücken zwischen Christen zu bauen, die es aus ihrer jeweiligen theologischen Sicht heraus kaum oder gar nicht für möglich halten, Gemeinschaft miteinander zu haben oder gar zusammenzuarbeiten. Bei dieser Arbeit fühle ich mich manchmal wie ein Wanderer zwischen verschiedenen Welten. Dazu passt aber, dass mich vor vielen Jahren ein Gemeindeältester einer FeG-Gemeinde als „orthodoxen Charismatiker“ bezeichnete. Ob das positiv gemeint war, weiß ich nicht, aber ich fand und finde seine Beschreibung sehr passend: Ich liebe die Orthodoxie und zugleich die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes, die in der Pfingst- und der charismatischen Bewegung viel Raum bekommen – auch wenn ich in beiden Strömen Haltungen, theologische Überzeugungen und Handlungen sehe, die ich nicht teilen kann.


Die Jesus 25 sollte ebenfalls Christen unterschiedlicher Prägungen zusammenbringen, um sich in vielen Foren und durch Plenumsvorträge mit folgender Herausforderung auseinanderzusetzen (Auszüge entnommen von der Webseite jesus25.net):


Die Herausforderung:
JESUS25 nimmt zwei aktuelle Herausforderungen in den Blick. Zum einen werden bislang verbindende theologische Glaubensgrundlagen im freikirchlichen und evangelikalen Umfeld zunehmend hinterfragt. Das belastet die Einheit und schwächt die missionarische Dynamik. Zum anderen erfordert die Verkündigung des Evangeliums in einer postchristlichen Gesellschaft neue Kompetenzen und Begründungen für christliche Positionen.
Das Ziel:
Wir möchten mit unserer Initiative in Bezug auf die zentralen Grundlagen des christlichen Glaubens und der christlichen Ethik sprachfähig werden, diese nachvollziehbar begründen und vermitteln können und die heilsame Kraft und Schönheit der ewig gleichen biblischen Botschaft zum Leuchten zu bringen. Dazu möchten wir auch bestehende und neue Initiativen, die sich dieser Aufgabe angenommen haben, miteinander vernetzen und in Beziehung bringen, damit wir gemeinsam eine prägende Kraft und Dynamik für den deutschsprachigen Raum entwickeln können.
Gemeinsam engagieren wir uns für die Förderung einer schriftgemäßen Theologie und Apologetik sowie der Liebe zu Christus als unverzichtbare Grundlagen für neue Aufbrüche in Gemeindebau, Evangelisation und Mission.

Dem Anliegen kann ich mich zu uneingeschränkt anschließen und habe deshalb die Jesus25 mit großer Freude unterstützt. Im Folgenden möchte ich beschreiben, wie ich die Konferenz erlebt habe und einordne:



Meine Erwartungen und Fragen im Vorfeld:

Angesichts der nicht zum ersten Mal, aber aktuell wieder lautstark in die Öffentlichkeit getragenen theologischen Ansichten aus dem (nicht homogenen) Kreis liberaler, progressiver, postmoderner Theologen sowie von Vertretern einer persönlichen Dekonstruktion des christlichen Glaubens – wie er in den fast 2.000 Jahren gelebt und verkündigt wurde –, verstand ich Jesus25 im Vorfeld als eine Versammlung für theologisch und apologetisch Interessierte.. Ebenso sah ich sie als ein Angebot für Menschen, die durch die bestehenden theologischen Diskrepanzen verunsichert und deshalb Hilfe bei der Suche nach verlässlichen theologischen Grundlagen sind. Darüber hinaus auch für jene, die sich fragen, ob und wie man angesichts der rasanten Veränderung bisher gültiger Werte und Wahrheiten in unserer Gesellschaft die Aussagen der Bibel noch als Worte Gottes ansehen und unverändert verkündigen kann..


Die Konferenz war aufgrund der Räumlichkeiten der "Langensteinbacher Höhe" auf 600 Teilnehmer begrenzt – die Anmeldungen übertrafen schnell und weit diese Zahl, was auf ein breites Interesse an den Inhalten schließen ließ.


Ich fragte mich, ob sich Jesus25 wohl als Treffen von theologisch Gleichgesinnten herausstellen würde, die sich in ihren Vorträgen ihrer selbst versichern und sich gegenseitig bestätigen würden. Umso mehr wurde ich von der Bandbreite der repräsentierten Kirchen und christlichen Denominationen überrascht. Homogen war die Gruppe der Teilnehmer auf keinen Fall, durch die oben genannten Fragestellungen, die ich im Vorfeld wahrgenommen hatte, gab es dennoch sicher eine große Überschneidung, was die grundlegenden und heilsgeschichtlichen Aussagen der Bibel betrifft.



Meine Wahrnehmungen während der Jesus25:

Auch wenn die meisten Teilnehmer vermutlich aus einem evangelikalen Umfeld stammten, handelte es sich keineswegs um eine eingeschworene Gruppe, die sich seit Langem kennt, in allen Fragen übereinstimmt oder bereits abschließend Antworten auf ihre theologischen Unterschiede gefunden hätte. Vielmehr war es ein Treffen evangelikaler Christen, die bislang im Kern folgende zentrale Merkmale miteinander teilen:


  • Autorität der Bibel als Wort Gottes

  • Bedeutung eines persönlichen Glaubens

  • Auftrag der Evangelisation und Mission

  • Biblische Sexualethik

  • Christozentrik


Doch zeigt diese kurze Liste bereits, dass auch Katholiken oder Orthodoxe durchaus evangelikal sein können und der Begriff keineswegs ein Synonym für freikirchliche Gemeinden ist. Obwohl der Begriff "Evangelikal", insbesondere durch politische Radikalisierung mancher evangelikaler Christen in den USA einen negativen Klang bekommen hat, war in der Realität der Jesus25 keinerlei Form von rechtem Gedankengut oder Ausgrenzung andersdenkender zu spüren. Evangelikale in den USA und in anderen Ländern haben zwar manches gemeinsam, ihre politischen, kulturellen und weltanschaulichen Ansichten sind jedoch nicht deckungsgleich und unetrscheiden sich zum Teil massiv.


Die demnächst auf YouTube veröffentlichten Vorträge der zahlreichen Foren und diejenigen aus den Plenumsveranstaltungen hatten meines Erlebens nach mehrere Gemeinsamkeiten, die jeder Zuschauer selbst nachprüfen kann:


Es ging dabei nicht um den Aufbau von Feindbildern, und es wurde auch nicht gegen Vertreter der oben erwähnten Strömungen geschossen, die es seit einigen Jahren nun auch in der „evangelikalen Welt“ gibt. Ich bekam keine Polemik zu hören, sondern erlebte eine Gruppe von Theologen, die die historischen und theologischen Grundlagen für die Glaubwürdigkeit der Bibel aufzeigten. Ja, es wurden Beispiele aus der (man verzeihe die Verkürzung) "progressiven Szene" benannt, die infrage gestellt oder inhaltlich abgelehnt wurden. Ich habe allerdings nie mitbekommen, dass bei der Jesus25 Menschen abgekanzelt wurden.

Während und im Anschluss an meinen eigenen Vortrag über "Gebet als Schlüssel geistlicher Erneuerung", der bewusst herausfordernd gehalten war, hatte ich nicht den Eindruck, dass vor mir sture, fromme Betonköpfe säßen, die neue Impulse grundsätzlich ablehnen würden. Vielmehr erlebte ich fröhliche Christen, die offen dafür waren, Herausforderung und Belehrung anzunehmen. Und noch etwas habe ich sehr genossen: Viele Begegnungen mit alten und neuen Freunden, wunderbare und lehrreiche Gespräche und eine perfekte Konferenzumgebung auf der „LaHö“.



Meine Schlüsse aus den Tagen der Konferenz:

Ich bin zutiefst dankbar für die Jesus25.

Ich bedanke mich bei allen, die viel in die Vorbereitung und Durchführung der Konferenz investiert haben. Ich bin nun gespannt auf die Verarbeitung all dessen, was gesagt und miteinander erlebt wurde.


Vielleicht war es diesmal noch zu früh, aber sollte es in der Zukunft Anschlussveranstaltung-en geben, wünsche ich mir dafür sehr, dass Dialoge mit denjenigen Theologen möglich werden, die sich beispielsweise nicht mehr in der Lage sehen, mit den Aussagen des Nicäno-Konstantinopolitanums, das gerade seinen 1.700. Geburtstag feiert, übereinzustimmen und/oder eine Evolution des Evangeliums propagieren, um es kompatibel für die Menschen in der Postmoderne zu machen - was sie vermutlich mit dem besten Gewissen tun. Persönlich will ich diese Menschen wertschätzen, auch wenn ich ihre alternative Sicht auf die Offenbarung Gottes und sein Wort nicht teile.

Gespräche und Begegnungen sind nötig und hilfreich, denn dort, wo nicht mehr gesprochen und einander zugehört wird, ist eine Trennung bereits vollzogen. Deshalb bin ich gespannt auf eine Fortsetzung der Jesus25.


Zum Austausch trafen sich bereits im Jahr 381 150 Kirchenväter in Konstantinopel, um die Aussagen der 318 Bischöfe und Kleriker zu bestätigen und zu ergänzen, die sich bereits 56 zuvor getroffen und das erste große Glaubensbekenntnis formuliert hatten. In beiden Konzilen rangen sie darum, die essenziellen biblische Wahrheiten zusammenzutragen, die den christlichen Glauben grundlegend beschreiben. Diese Zusammenfassung ist die Grundlage für echte Einheit und Ökumene und stellt einen Maßstab dar, an dem sich damals wie heute jede Strömung messen muss, die sich christlich nennt. Wie schön war es, dieses Bekenntnis mit allen Anwesenden auf der Jesus25 gemeinsam zu beten:



Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.


Die Jesus25 war (hoffentlich) der Start einer neuen Bewegung, die sich ernsthaft, seriös, in gegenseitiger Wertschätzung und mit Freude mit dem Wort Gottes und seiner Anwendung in unserer Zeit und in Zukunft auseinandersetzt.



Alles Liebe, Rainer


PS: Auf rainerharter.com findest du eine Lehrserie zum Nicäno-Konstantinopolitanum, die ich dir empfehlen kann.

 
 
 

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