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Ich habe Laune!


Mein dreijähriger Enkel liebt die Bücher mit den Geschichten vom alten Peterson und dessen Kater Findus.


Eine dieser Geschichten spielt an einem düsteren Tag:


Draußen vor dem Bauernhof des Alten ist es grau, denn der Herbst hat Einzug gehalten. Die Bäume stehen unbelaubt, kein Sonnenstrahl dringt durch die tief hängende Wolkendecke.


Das Wetter hat dem alten Peterson aufs Gemüt geschlagen: so trübe wie es draußen ist, so trübe sind auch seine Gedanken.


Ich kenne solche Tage.

Tage, an denen schon das morgendliche Aufstehen Überwindung kostet und die Motivation, den neuen Tag anzugehen gegen Null geht. Mein Körper scheint dann schwerer zu sein als normalerweise, meine Seele will ihre Ruhe haben und mein Gehirn scheint in Watte gepackt.

Nicht immer steht eine derartige Gemütslage mit dem Wetter in Verbindung, aber tatsächlich steige ich beschwingter aus dem Bett, wenn es draußen hell ist und die Sonne scheint.


Mein Enkel hat sich den Satz „Ich habe schlechte Laune“, mit dem Peterson in der Geschichte die Frage seines Katers, warum er denn so traurig sei, beantwortet, in etwas abgewandelter Form zu eigen gemacht. Ist er verärgert oder frustriert, kommt es häufig vor, dass er in entsprechender Tonlage sagt „Ich habe Laune!“


Zum Glück ist es in solchen Situationen meistens recht einfach, ihm zu einer besseren Laune zu verhelfen. Ich kann ihn in beispielsweise den Arm nehmen und fragen, warum er denn „Laune“ hat. Oder ich kann ich ihn von seinem Ärger ablenken und ihm etwas anbieten, das ihm Freude bereitet. In der Regel verschwindet dann die "Laune".


Die Beobachtung meiner Kinder und Enkelkinder ist für mich oft wie eine bildhafte Predigt und manchmal sogar eine Anfrage an mein eigenes Verhalten. So ist es auch n diesem Fall: Die Zerknirschung und der Trübsinn Petersons ist mir ebenso bekannt, wie das „Laune haben“ meines Enkels. Wenn ich darüber nachdenke, helfen mir auch ganz ähnliche Dinge, wieder aus düsteren Gedanken aufzutauchen: Ein Freund, der sich Zeit für mich nimmt, der nachfragt, was denn los ist, der mich ablenkt oder auch nur einen Kaffee mit mir trinkt.


Die Bibel kennt Themen wie Niedergeschlagenheit natürlich und spricht an mehreren Stellen davon, dass es Momente von Trübsinn, Traurigkeit oder gar schlechter Laune geben kann – und sie gibt auch Hinweise, wie man damit umgehen kann. Sie lädt uns nämlich dazu ein, in diesen Momenten zu Gott zu kommen, um Veränderung, Trost, oder neue Kraft zu finden. Manchmal ist das leichter gesagt, als getan, und obwohl man die entsprechenden Aussagen kennt, tut es gut, wenn man in solchen Momenten auf einen "Jesus zum anfassen" zurückgreifen kann..


Bei mir kann das beispielsweise so aussehen, dass ich an meinem Schreibtisch sitze und mich angesichts der anstehenden Aufgaben überfordert fühle, oder eine schlechte Nachricht verdauen muss, die ich gerade erhalten habe. Oder, dass mir einfach alles zu viel ist. Dann gehe ich schonmal zu einem Kollegen und Freund und bitte halb im Spaß um ein Seelsorgegespräch. Er weiß, was ich damit meine: Eine kurze Zeit der Gemeinschaft bei einem Kaffee oder etwas ähnlichem. Das tut mir gut.


Die Bibel betont, wie bedeutsam, hilfreich und schön Freundschaften sind:


„Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben für seine Freunde gibt.“ Johannes 15,13

Ok, es muss nicht gleich das Leben sein, das man für einen Freund gibt. Ein Telefonat, eine Umarmung, ein Spaziergang, ein Witz oder eine Runde Squash können bereits viel bewirken. Ich bin sehr dankbar dafür, Freunde haben zu dürfen, die mich begleiten, unterstützen und sogar aushalten, wenn ich „Laune“ habe.


Für die neue Woche wünsche ich dir und mir, dass wir Erfahrungen der Freundschaft machen - sowohl auf der Seite des Empfangens, als auch auf der des Gebens.


„Zwei sind besser als einer; denn sie haben einen guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer, so hilft ihm sein Gefährte auf; aber wehe dem, der allein ist, wenn er fällt, ohne dass jemand da ist, um ihm aufzuhelfen!“ Prediger 4,9–10


Alles Liebe, Rainer

 
 
 

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