Bewusst-Sein
- Rainer Harter
- 31. März
- 3 Min. Lesezeit

Das menschliche Gehirn ist faszinierend. Es vollbringt erstaunliche Leistungen und arbeitet dabei so synchron und koordiniert, dass unterschiedliche Hirnregionen, die für unterschiedliche Fähigkeiten zuständig sind, nahezu gleichzeitig agieren. Mich beeindruckt, dass diese Prozesse so reibungslos ineinandergreifen.
Ein einfaches Beispiel: Wenn ich auf dem Rückweg von einer Wanderung in den Bergen einen steil abfallenden, steinigen Pfad hinabsteige, staune ich über die Koordinations-fähigkeit und Rechengeschwindigkeit des Gehirns. Während ich an etwas völlig anderes denke oder mich mit einem Freund unterhalte, scannen meine Augen beständig und fast automatisch die Beschaffenheit des Weges, leiten diese Informationen weiter und mein Gehirn entscheidet in Bruchteilen von Sekunden, wohin ich meinen nächsten Schritt setze.
Ähnlich beeindruckend ist die Leistung des Gehirns beim Fahrrad- oder Autofahren – Aktivitäten, die uns mühelos erscheinen, aber einem Computer gewaltige Rechenleistungen abverlangen würden. Noch erstaunlicher sind die extremen Inselbegabungen der sogenannt-en Savants Das sind Menschen, die beispiels-weise nach einem Unfall plötzlich kognitive Fähigkeiten entwickeln, die weit über das übliche Maß hinausgehen. Darunter fallen Mathematikgenies, Menschen mit einem fotografischen Gedächtnis oder solche, die das exakte Wetter an jedem einzelnen Tag ihres bewussten Lebens korrekt beschreiben können. Obwohl solche Phänomene dokumentiert sind, ist ihr Mechanismus noch weitgehend ungeklärt und Gegenstand neurowissenschaftlicher Forschung.
Überhaupt: Unser Gehirn gehört zu den am wenigsten vollständig erforschten Gebieten dieser Welt. Noch immer beschäftigen sich Wissenschaft und Philosophie mit der Frage, ob es auch der Sitz unseres Bewusstseins ist. Es ist unklar, ob das Gehirn das Bewusstsein aktiv erzeugt oder lediglich als Empfangs- und Vermittlungsorgan für eine übergeordnete geistige Realität dient. Sicher ist, dass es alle Eindrücke, die wir bewusst wahrnehmen verarbeitet.
Ich frage mich, wie viel aktive „Nutzungszeit“ wir unserem eigenen Gehirn wirklich einräumen. Lassen wir es einfach reagieren, analysieren und archivieren? Oder setzen wir unser Denken aktiv ein oder prägen es sogar bewusst (Röm.12,2)?
Trainieren wir unsere Denkfähigkeit aktiv oder überlassen wir die Denken lieber anderen? Wie viel Zeit investieren wir in die bewusste Wahrnehmung unserer selbst und unserer Umgebung?
Anders ausgedrückt könnte man auch fragen, wie groß unser bewusstes Sein eigentlich ist?
Jesus ruft uns dazu auf, unser gegebenes Potenzial zu nutzen und unser Leben bewusst zu gestalten. So warnt er beispielsweise in Matthäus 25,13:
„Wachet, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Diese Worte rufen dazu auf, nicht in der Gleichgültigkeit oder Selbstverständlichkeit zu verharren, sondern in aktiver Wachsamkeit zu leben.
Auch Paulus betont in 1. Thessalonicher 5,16–18, dass wir
„allezeit fröhlich sein, unablässig beten und in allen Dingen dankbar sein“
sollen. Seine Worte fordern uns dazu auf, uns täglich aktiv mit den Herausforderungen unseres Lebens auseinanderzusetzen und sie im Lichte unseres Glaubens zu betrachten.
Mir tut es gut, inmitten meiner Tage immer wieder kurz innezuhalten und einfach zu sein. Mich bewusst als das wahrzunehmen, was ich bin: ein kostbares Geschenk Gottes an mich selbst. Ich bin mir anvertraut worden, ich darf sein. Ich darf Entscheidungen treffen. Ich darf mich spüren. Ich darf dankbar für mein Sein sein.
Ich möchte dich einladen, bewusster zu leben. Lerne, ab und zu ganz im Hier und Jetzt zu sein, deine eigenen Gedanken und Empfindungen wahrzunehmen und das Leben zu spüren, das Gott dir geschenkt hat. Diese Momente sind wunderschön und sie können von tiefer Nähe zu Gott erfüllt sein. Sie können dir helfen, Frieden inmitten der komplexen Abläufe und Herausforderungen zu finden, die dein Gehirn tagtäglich zu bewältigen hat.
Alles Liebe. Rainer
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