Bibel lesen - ein Stiefkind des Glaubens?
- Rainer Harter
- 27. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Heutzutage klingt es selbst in christlichen Kreisen manchmal merkwürdig, wenn sich jemand als Liebhaber der Bibel outet oder seine Faszination für dieses Buch ausdrückt. Wenn diese Person dann auch noch äußert, dass sie auch heute noch an die Bibel als das ewig gültige, offenbarte Wort Gottes glaubt, wird sie von einigen Zeitgenossen sogar als rückständig angesehen.
Auf mich treffen alle drei der oben genannten Punkte zu. Sie ist die historische und geistliche Quelle dessen ist, was mein Gottesbild prägt und meinen Glauben in einer langen Tradition verankert, die Jahrtausende zurückreicht.
Sie ist eine erfrischende, herausfordernde, tröstliche, korrigierende und heilsame Lektüre. Es ist für mich erstaunlich und spricht für die Heiligkeit der Bibel, dass diese alten Worte so aktuell sind wie eh und ich freue mich jeweils darüber, wenn ihre Aussagen beispielsweise durch wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigt werden. Was für ein Vorrecht, dieses Buch jederzeit zur Hand nehmen zu können.
Ich bin fasziniert von der umfassenden Stimmigkeit der Bibel, auch wenn es Passagen gibt, die ich nicht verstehe oder die widersprüchlich erscheinen. Seit fast vierzig Jahren entdecke ich immer wieder Neues, das mich tief berührt, überrascht, erfreut und meine Faszination stärkt.
Ich habe lange genug gelebt, um verschiedene soziologische, psychologische und theologische Entwicklungen miterlebt zu haben und immer wieder zu erkennen: Alle Strömungen sind temporär und werden letztlich von der Wahrheit der biblischen Aussagen überdauert. Die Kontinuität, mit der die biblischen Wahrheiten nach den jeweiligen, meist vorübergehenden Strömungen wieder aufleuchten und sich bestätigen, ist erstaunlich und lässt sich aus meiner Sicht nur damit erklären, dass sie nicht aus einer spezifischen religiösen oder philosophischen Phase stammen, sondern die Worte Gottes sind – auch wenn sie in der menschlichen und persönlichen Sprache der jeweiligen Autoren verfasst wurden.
Es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie wenig viele Christen in der Bibel lesen, auf der ihr Glaube doch fußt. Manchmal führt das zu einem Ergebnis, das dem Spiel „Stille Post“ ähnelt: Man hört etwas aus zweiter, dritter oder vierter Hand und ist überzeugt, dass dies in der Bibel steht. So entstehen manchmal die abstrusesten Glaubenssätze.
Ich habe mir vor langer Zeit angewöhnt, täglich in der Bibel zu lesen, und zwar auf eine ganz einfache Weise: Ich lese sie vom Anfang bis zum Ende durch. Anschließend nehme ich eine andere Übersetzung zur Hand und beginne von Neuem. Dadurch bleibe ich aufmerksam, suchend und dem nachspürend, was gesagt wird. Ja, ich gebe gerne zu, dass es Abschnitte gibt, bei denen ich mich frage, was sie mir zu sagen haben – ich denke an Namensregister… Doch selbst in solchen Listen sind immer wieder Perlen verborgen.
Wenn ich die Bibel nicht lesen würde, würde ich mir das Handbuch meines Glaubens und meiner Lebensführung selbst vorenthalten. Zudem entfiele der geistlich gesunde Input ihrer Worte und die positive Prägung meiner Gedanken. Für mich ist das Lesen der Bibel auch ein Akt der Anbetung, denn damit bringe ich Gott zum Ausdruck, dass seine Worte für mich von Bedeutung sind und ich ihm glaube, was er sagt.
Hier noch zwei Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung:
Tipp 1: Gestalte deine Bibellese zu einem festen Ritual, das einen festen Platz in deinem Alltag hat – ähnlich wie Zähneputzen, Duschen oder Frühstücken.
Tipp 2: Lies unterschiedliche Übersetzungen und höre dir zwischendurch die Bibel an. Ich tue dies gerade mit der „Streetlights-Bible“.
Alles Liebe,
Rainer
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