Das Leben ist zu kostbar für Stillstand
- Rainer Harter

- 1. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Wir alle sind unterwegs zwischen zwei markanten Punkten: dem Tag unserer Geburt und dem Tag unseres Todes.
Darin sind wir Menschen alle gleich.
Unterschiedlich sind hingegen unsere kulturellen Hintergründe, unsere sozialen Prägungen, unser Bildungsstand und unsere Lebenserwartung. Diese Faktoren beeinflussen unser Leben – doch die entscheidende Frage bleibt für uns alle dieselbe:
Wie wollen wir die noch vor uns liegende Strecke gestalten – im Rahmen dessen, was uns möglich ist?
Jesus erzählt in Matthäus 25 das Gleichnis von den „anvertrauten Talenten“. Ein Talent stand damals für eine große Geldsumme. Aber es geht ihm nicht um wirtschaftliches Denken oder Profitmaximierung. Es geht darum, dass wir das, was Gott uns schenkt, nicht vergraben, sondern einsetzen – auch wenn es Risiko bedeutet. Gott erwartet Frucht: ein Leben, das nicht ungenutzt bleibt, sondern für sein Reich Wirkung entfaltet.
Damit stellt Jesus uns eine unbequeme Frage:
Was tun wir mit den Begabungen, die Gott uns anvertraut hat?
Vergraben wir sie – so wie einer der Protagonisten im Gleichnis?
Oder lassen wir sie wachsen und multiplizieren – wie die anderen beiden?
Nicht alle von uns haben dieselben Gaben. Nicht alle haben gleich viele. Aber alle haben welche. Deine größte Gabe an dich bist du selbst.
Darum lautet die konkrete Frage:
Wie setzt du dich ein, um eine Gabe für Gott und für andere Menschen zu sein?
Seit Jahrzehnten arbeite ich in meiner Stadt Freiburg daran, dass Christen sichtbar werden. Dass sie mit durch ihr Leben mit dem einzig wahren, vollkommenen und liebenden Gott auch andere berühren – Menschen, die ihn vielleicht noch nicht kennen.
Diese Bestrebung ist nicht immer leicht und manchmal sogar mühsam. Manchmal stoße ich an meine eigenen oder an die Grenzen anderer. Manchmal reißt mir der Geduldsfaden. Und manchmal mache ich Fehler im Versuch, meine Gaben gut einzubringen, um das zu erreichen, was ich als Gottes Willen verstehe. Wahrscheinlich kennst du das auch.
Und doch gibt es diese Tage, an denen sich der Einsatz auszahlt.
Gestern war so ein Tag:
Zum zweiten Mal haben die evangelische Dekanin, der katholische Dekan und ich gemeinsam einen Gottesdienst auf dem Freiburger Münsterplatz initiiert. Zu sehen, wie etwa tausend Menschen mitten in usnerer Stadt zusammenkommen, um zu beten, das apostolische Glaubensbekenntnis zu sprechen und zu singen – das zeigt mir: Der Einsatz lohnt sich. Heute bin ich noch ganz erfüllt und hoffe, dass es weitergeht mit Sichtbarkeit und Einheit in Freiburg.
Ja, manchmal verzockt man sich. Man investiert an der falschen Stelle oder macht auch mal „Minus“. Aber eines ist klar: Seine Talente zu vergraben, ist keine Alternative. Das macht einsam, geizig und führt zu einem leeren Leben. Ein Leben, das am Ende genauso endet, wie es begonnen hat – ohne Gewinn, ohne Frucht.
Unser Leben ist zu kurz für einen dauerhaften Stillstand. Unsere Gaben zu wertvoll, als dass wir sie nur für uns behalten, aus Angst, Fehler zu machen. Unsere Gaben sind da, um anderen gegeben zu werden.
Darum ermutige ich dich:
Arbeite unbedingt mit deinen Talenten. Investiere sie. Verschenke dich.
Dann wirst du ein Leben führen, das reich ist – reich an Sinn, reich an Frucht und reich an Liebe.
Alles Liebe
Rainer



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