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Leiter-Fallen

16.September 2024

Seit fast vierzig Jahren bin ich Teil der weltweiten Gemeinde Jesu, die sich aus den verschiedensten Konfessionen und Denominationen zusammensetzt.


Die Gemeinde ist nicht perfekt. Sie besteht aus Menschen wie dir und mir: fehlerbehaftet, unvollständig, verletzt und manchmal eigensinnig. Christen sind ebensowenig perfekt, wie alle anderen Menschen. Wenn sie ihren Glauben allerdings anhand der biblischen Aussagen zu leben versuchen und ihn immer wieder danach ausrichten, ist das Resultat eine stückweise Transformation in das Bild Jesu. Diesen Prozess nennt die Bibel „Heiligung“.





Man darf sich fragen, wie man die Skandale innerhalb der weltweiten Gemeinde, von denen man immer wieder zu hören kommt, im Licht dieses Prozesses einordnen soll. „Funktioniert“ er etwa gar nicht? Ist die oben erwähnte Veränderung und Umgestaltung etwa bloß eine religiöse Illusion?


Ich glaube nicht. Vielmehr denke ich, dass der Grund für das persönliche Versagen von Leitern in folgenden Punkten begründet liegt:


 1. Fehlende Ehrfurcht vor Gott: Ohne Furcht Gottes fehlt ein wesentlicher Motivationsgrund für die Bemühung um ein möglichst sündloses Leben.


 2. Ein falsches Verständnis von Gnade: Gottes Gnade ist keine Zudecke für unsere Sünden, sondern die Kraft für den Prozess der Heiligung.


 3. Fehlende persönliche Rechenschaft und Annahme von Kritik: Jeder Verantwortungsträger braucht ein oder mehrere Gegenüber, die ihn konfrontieren dürfen, wenn sie Fehlentwicklungen erkennen und die dabei helfen, sowohl Erfolge als auch Misserfolge nicht zu persönlich zu nehmen.


 4. Kein sicherer Ort für absolute Transparenz und für Buße: Ohne echte Freunde und geistliche Begleiter ist ein Leiter sich selbst überlassen, was im schlimmsten Falle dazu führen kann, dass er Sünde vertuscht oder sogar ein Doppelleben führt.


 5. Zu wenig Fassbarkeit und Authentizität: Ein geistlicher Leiter muss klar machen, dass er nicht über denjenigen steht, die er anleitet. Jede Tendenz, sich selbst zum Guru zu machen oder von anderen gemacht zu werden, muss von ihm bekämpft werden.


 6. Nicht ausreichende Selbstreflexion: Alle Leiter haben vermutlich narzisstische Anteile in ihrer Persönlichkeit. Sie zu erkennen hilft, sie nicht zu groß werden zu lassen.


Ich glaube, wenn nur allein diese sechs Punkte zu den Grundlagen der Ausbildung von Leitern und zu inneren Verpflichtung derselben gehören würden, gäbe es weniger Skandale um prominente Leiter. Ebenso würden die furchtbaren Kollateralschäden abnehmen, die durch den Fall eines Leiters oft verursacht werden.


Einen siebten Punkt möchte ich an den Schluss dieses Posts setzen: Sie brauchen unser Gebet und unseren Segen. Wir dürfen sie nicht auf ein Podest stellen und sie in falscher Weise verehren. Aber wir sollten ihnen betend zur Seite stehen, damit sie nicht in eine der oben beschriebenen Fallen treten. Das wäre ein gutes Gebetsanliegen für die neue Woche.


Alles Liebe. Rainer


P.S.: Wenn ich vom Versagen geistlicher Leiter höre, dann muss ich an die vielen Verantwortungsträger im Land denken, die ich kenne und die die oben aufgeführten Punkte sehr wohl berücksichtigen. Es gibt da draußen mehr demütige und gottesfürchtige Leiter als solche, die zu Wölfen im Schafspelz geworden sind.

Denen, die in Treue und Demut ihr Amt ausüben und die täglich um Heiligung ringen, gehört mein tiefster Respekt.

 
 
 

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