Was uns antreibt
- Rainer Harter

- 8. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Es gibt Fragen, die so schlicht klingen und uns doch mitten ins Herz treffen. Eine davon lautet: Was treibt dich an?
Kein Mensch lebt ohne innere Antreiber. Sie sind die Kräfte, die unser Leben in Gang halten. Ohne Antrieb verlieren wir Schwung und Sinn – wir bleiben stehen. Vielleicht klingt Stillstand erst einmal erstrebenswert in einer Welt, die sich so schnell bewegt.
Doch Stillstand ist nicht dasselbe wie die Ruhe, von der ich in diesem Beitrag sprechen möchte: Stillstand bedeutet Erstarrung, während echte Ruhe ein aktives Leben prägen und erfüllen kann.
Ob unser Lebensmotor schnurrt wie ein V8, nervös knattert wie mein altes 50ccm-Mokick oder schon längst einen Kolbenfresser erlitten hat, hängt entscheidend davon ab, was ihn antreibt.
Unsere Antriebe bestimmen, warum wir morgens aufstehen, wie wir Entscheidungen treffen und was wir im Tiefsten suchen.
Sie prägen unser Leben, ob bewusst oder unbewusst. Darum ist es heilsam, immer wieder einmal „rechts ran zu fahren“, den Motor abzustellen und innezuhalten.
Die ehrliche Frage nach dem, was uns antreibt, ist unbequem, aber überaus gewinnbringend. Sie wirkt wie eine Inspektion: altes Öl raus, frisches rein. Verdreckter Filter raus, wieder Luft zum Atmen.
Gute und schlechte Antriebe
Diese unsichtbare Kräfte können uns erstaunlich weit tragen. Manche schenken uns Elan oder sogar Flow – einen positiven Schwung, der trägt und beflügelt. Andere dagegen haben einen miserablen Wirkungsgrad: Sie kosten uns mehr Kraft, als sie uns geben. Dazu gehören der Wunsch nach Anerkennung, die Angst, nicht zu genügen, der Druck, Erwartungen zu erfüllen oder der ständige Vergleich mit anderen.
Eine Zeit lang treiben uns solche Kräfte zu beachtlichen Leistungen. Doch der Preis ist hoch: Sie rauben uns den Frieden, erschöpfen unsere Seele, nehmen uns die Freiheit. Sie peitschen uns vorwärts, indem sie uns beständig zuflüstern: „Du musst!“
Der stärkste Antrieb
Paulus beschreibt in 2. Korinther 5,14 eine völlig andere Kraft, wenn er schreibt:
„Denn die Liebe Christi drängt uns…“
Hier liegt ein Schlüssel für ein befreites Leben. Wir sind nicht dazu berufen, von Angst oder Defiziten getrieben zu sein, sondern von Liebe gezogen zu werden. Es ist die Liebe Christi, die uns motivieren soll, und nicht die Erwartungen anderer.
Liebe fordert nicht, sie schenkt. Sie peitscht nicht auf uns ein, um uns anzutreiben, sie zieht uns. Und doch ist ihre Kraft tausendmal stärker als jeder innere oder äußere Druck.
Bruder Lorenz von der Auferstehung, ein einfacher Klosterbruder des 17. Jahrhunderts, hat das so formuliert:
„Wir tun unsere Arbeiten aus Liebe zu Gott, und wenn wir sie beendet haben, richten wir uns erneut zu Ihm.“
Für ihn war klar: Der einzige Antrieb, der Bestand hat, ist die Liebe zu Gott. Alles andere führt auf Dauer in Unruhe und Erschöpfung.
Die Frage nach dem Antrieb ist immens wichtig für uns.
Wenn unser Antrieb Angst ist, leben wir unter Druck.
Wenn es die Suche nach Anerkennung ist, bleiben wir abhängig vom Urteil anderer.
Wenn es reine Pflicht ist, verlieren wir irgendwann die Freude und werden hart.
Doch wenn unser Antrieb die Liebe Gottes ist, verändert sich alles:
Wir dienen nicht mehr, um gesehen zu werden, sondern weil wir geliebt sind.
Wir arbeiten nicht mehr, um unseren Wert zu beweisen, sondern weil unser Wert längst feststeht.
Wir vergleichen uns nicht mehr, weil wir wissen: Gott hat uns einzigartig geschaffen.
So entsteht ein wahrhaft ruhiges Leben, das von innen nach außen wirkt. Nicht mehr äußere Stimmen bestimmen dann unser Handeln, sondern die Wahrheit von Gottes Liebe.
Darum meine Ermutigung:
Fahr in dieser Woche einmal bewusst rechts ran. Such dir einen schönen Platz zum Innehalten und stell dir die Frage: Was treibt mich an – und warum?
Schreib deine Antworten auf. Wenn du Antreiber entdeckst, die dich peitschen statt dich zu tragen, bitte Gott, dich von ihnen zu lösen und dir seine Liebe neu zu offenbaren.
Ein paar konkrete Schritte können helfen:
Am Morgen zu beten: „Herr, deine Liebe soll heute mein Antrieb sein.“
In Stressmomenten zu fragen: „Treibt mich Angst – oder zieht mich Liebe?“
Am Abend für das zu danken, was gelungen ist: Nicht in Selbstanklage, sondern im Vertrauen. Denn wo du dich heute noch von falschen Antreibern hast beherrschen lassen, darfst du morgen neu mit Gott anfangen.
Diese kleinen Übungen können deine Antriebe neu ausrichten. Entscheide dich, nicht länger getrieben, sondern von der stärksten Kraft, die es gibt erfüllt, gezogen und geleitet zu werden: der Liebe Gottes.
Wenn sie dich antreibt, verändert sich nicht nur der Sound deines Lebensmotors, sondern dein ganzes Leben.
Alles Liebe
Rainer



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